Ed Thigpen in Copenhagen 1973-74
The Asmussen Thigpen Quartet
Resource
Ed Thigpen´s Action-Re-Action
Rare Kostbarkeiten wieder zu haben
Von
Frank Becker
Kopenhagen
übte in den 70er Jahren eine große Anziehungskraft auf vor allem
amerikanische Jazz-Musiker aus. Kaum einer der ganz Großen, der nicht
im legendären Club "Jazzhus Montmartre" in der Store Regnegade
aufgetreten wäre. Manche kamen zu Gastspielen, andere blieben für Jahre
in
Dänemark, darunter viele schwarze Musiker, um die liberale Atmosphäre
des aufgeschlossenen skandinavischen Landes für ihre Arbeit zu nutzen.
Unvergessen die Konzerte von Art Farmer, Gerry Mulligan, Ben Webster
und Sonny Rollins im Jazzhus Montmartre. Die Serie von Stan Getz, deren
Aufzeichnungen zum Kanon des modernen Jazz gehören, ist legendär. Kenny
Drew, Tania Maria, Dexter Gordon, Horace Parlan, Clark Terry und Steve Swallow
gehörten wie der Schlagzeuger Ed Thigpen, dessen Zeit 1973/74 hier
anhand der Neuedition zweier seiner Alben beleuchtet wird, zu denen,
die länger blieben.
Natürlich war das Montmartre auch Heimat aller großen dänischen Jazzer. Niels-Henning Ørsted Pedersen, Svend Asmussen, Mads Vinding,
Palle Mikkelborg und Alex Riel gehören dazu. Wahrscheinlich ist der
Drummer, der in den 50ern und 60ern mit Johnny Hodges, John Coltrane,
Bud Powell, Billy Taylor und Oscar Peterson spielte und in Kopenhagen
mit vielen hochkarätigen Gästen auftrat, auch allen dänischen Größen
begegnet. Einige treffen wir auf den Aufnahmen wieder, die jetzt das
dänische Label Stunt Records/Sundance in Lizenz von Universal Schweden
wieder veröffentlichen konnte. Die LP "Resource" des Svend Asmussen/ Ed Thigpen Quartet aus dem Jahr 1973 und das Konzept-Album "Ed Thigpen´s Action-Re-Action"
geben ein anschauliches Bild von den Ideen des europäischen Jazz dieser
Dekade. Geradezu archetypisch ist der Einsatz der damals hoch in Mode
stehenden Orgel und der elektrisch verstärkten Geige des als
Swing-Geiger bekannten Svend Asmussen, der einst gemeinsam mit Ulrik
Neumann das dänische Pendant zu Stephane Grapelli und Django Reinhardt
war.
Die
Verfremdung des "St. Louis Blues" mutet heute höchstens pikant an, das
Umstürzlerische ist längst biedere Geschichte, Asmussens Arrangement
des "Delsbo Waltz" ist von durchscheinender Zartheit, Thigpens furioses
7-minütiges Schlagzeug-Solo "Resource" mit dezenter Unterstützung von
Orgel und Geige steht für den damaligen Rang des Drummers im neuen
Jazz, wie ihn in Deutschland Charlie Antolini verkörperte. Man sieht
sich beim Sound von "The Spirit Feel" und dem mit neuen Mitteln
ungemein swingenden "Tuxedo Junction", bei dem Kjell Öhrmann zu einen
zweiten Jimmy Smith wird, selbst wieder fingerschnipsend und
kopfwackelnd mit schulterlangen Haaren und ausufernden Koteletten in
einem der damals populären Jazz-Keller. Klasse! So kehrt doch nochmal
ein bißchen die Zeit zurück.
Im zweiten, ca. ein Dreivierteljahr später mit veränderter Formation aufgenommenen Teil dieser Doppel-CD präsentiert sich funky, cool und spritzig das neue, von Skandinavien aus bestimmte
Gesicht des europäischen Jazz. Kjell Öhmann an der Orgel und Mads
Vinding am E-Bass sind wieder dabei, hinzugekommen ist einer der bis
heute wichtigsten dänischen Jazzmusiker, der Trompeter Palle
Mikkelborg, dem auch ein Großteil der sämtlich neuen Stücke dieser mit
der damals typischen LP-Länge von 38:10 Minuten (mehr ging eben nicht
drauf) zu verdanken ist. Sein hinreißendes Triptychon "House of Poets"
steht am Anfang - experimentell in "Le Matin", einschmeichelnd in "Le
Soir" und purer Mainstream-Swing mit herrlichen Bläsersätzen und dem
säuselndem E-Bass von Mads Vinding in "Who´s Kidding Who?", in dem
frech der damals höchst populäre Mongo Santamaria Hit "Watermelon Man"
zitiert wird. Saxophonist Lennart Åberg und Mikkelborg spielen sich in
"Danish Drive" den Danebrog-Ball zu und Thigpens Dreiakter
"Action-Re-Action" ist ein genußreich groovender Exkurs in eine Jazz-
Welt zwischen Tradition, Rock und Elektronik, mit dem Ed Thigpen und
seine junge Formation ein Dokument geschaffen haben.
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Ed Thigpen in Copenhagen 1973-74
(Doppel-Album)
A. The Asmussen Thigpen Quartet
Resource
(originally recorded june 1973)
Svend Asmussen - violin
Ed Thigpen - drums & vibes
Kjell Öhrmann - organ
Mads Vinding - electric bass
Track
List CD A:
1. St. Louis Blues 9:11
2. Delsbo Waltz 6:05
3. Resource 7:19
4. The Spirit Feel 9:22
5. Tuxedo Junction 9:27
Total Time: 41:27
B. ed thigpen´s action-re-action
(originally recorded spring 1974)
Ed Thigpen - drums & vibes
Palle Mikkelborg - trumpet
Kjell Öhmann - el-piano, piano
Mads Vinding - el-bass
Lennart Åberg - soprano & tenor saxes, flute
Sabu Martinez - congas
Carlinhos Pandeiro de Ouro - percussion
Track
List CD B:
1. House Of Poets
a. Le Matin 5:24
b. Le Soir 3:40
c. Who ´s Kidding Who? 4:40
2. Danish Drive 6:08
3. Action-Re-Action
a. Illusions 9:46
b. Adventures Of A Duck With Friends
3:32
c. Action-Re-Action 4:45
Total Time: 38:10
Produced for CD by Søren Friis & Peter Littauer
© + (P) 2006 exclusive License to Sundance Music
Weitere Informationen unter:
www.sundance.dk
www.universalsweden.com
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