Bei Friedrich II. denkt die Musikwelt zunächst an den Flöte spielenden Herrscher zu Sanssouci. Musik jedoch gab es auch am Hofe des Stauferkaisers Friedrich II. (1194 – 1250). Da freilich ist die Quellenlage dürftig, und auch die CD Stupor Mundi, zu deutsch: das Staunen der Welt, greift entgegen ihrem Untertitel "Musik und Poesie am Hofe des Stauferkaisers" auf jüngere Kompositionen (überwiegend aus dem 13. und 14. Jahrhundert) zurück. In der freien Bearbeitung des Ensembles Oni Wytars klingt das fremd genug, um als mittelalterlich durchzugehen, und doch so vertraut, dass es einem größeren Publikum zumutbar ist.

Die CD hat alles andere im Sinn als eine historisch korrekte Auseinandersetzung mit der Stauferzeit. Die schillernde Figur Friedrich II. hält lediglich fürs Marketing her; dazu kommt ein bisschen populärwissenschaftliche Geschichtsvermittlung – fertig ist das Mittelalter, allerdings im Stile der auf kommerzielle Unterhaltung ausgerichteten historischen Spectaculi.

In Form einer Radioreportage umreißt Karsten Wolfewicz zunächst kurz die politische Situation zur Zeit Friedrichs, danach kommt der Kaiser selbst zu Wort, oft melodramatisch in die Musik hinein verlesen. Die Texte sind klug ausgewählt und deshalb ganz unterhaltsam, auch wenn sie auf der CD gelegentlich stören; im Konzertprogramm (das hier mitgeschnitten ist) ist die Wirkung vermutlich unmittelbarer.

Was die CD aus musikalischer Sicht interessant macht, das ist das perfekt aufeinander abgestimmte, hochvirtuose Spiel des Ensembles. Die Arrangements sind abwechslungsreich und farbig, und es wird durchweg exzellent musiziert – sowohl instrumental als auch in den Gesangsstimmen. Auch wenn ein paar fundierte Bemerkungen über die aufgenommenen Werke wünschenswert wären: Diese Stücke, oft an der Grenze zwischen sakraler Musik und Volksmusik (und stets mit gehöriger Derbheit interpretiert), sind so mitreißend, dass man ruhig einmal auf musikhistorische Genauigkeit verzichten kann.