Im Wunderland der Triebe
Ein tönender Sexreport von Robert Gernhardt, F.K. Waechter und F.W. Bernstein
Warum so traurig, Herr Fromms?
Von
Frank Becker
Es
war im glorreichen Jahr 1967, dem nicht nur politische Umwälzungen folgen sollten, sondern ganz besonders
solche der neu erwachenden Erotik, der sexuellen Revolution und ihrer Praktiken, als drei damals noch junge
Herren der Neuen Frankfurter Schule beschlossen, die unvollständig
informierte Welt schonungslos mit den nackten Wahrheiten aus deutschen
Schlafzimmern zu konfrontieren. Auf der seinerzeit von Oswald Kolle
losgetretenen Aufklärungslawine, die uns völlig neue Erkenntnisse über
den Mann und die Frau als jeweils unbekannte Wesen, über den Orgasmus, in der Folge über Schulmädchen,
Krankenschwestern, unser aller Helga und den Sanitätsgefreiten Neumann
bescherte, surften sie frohgemut mit: der unvergessene F.K. Waecher, Robert
Gernhardt, der sich damals noch Lützel Jemann nannte und F.W.
Bernstein, heute unter seinem bürgerlichen Namen Fritz Weigle
Kunstprofessor in Berlin und
immer noch der geniale Spaßmacher von damals: nebenan übrigens als
Laudator für Eugen Egner zu sehen, der nicht mehr aufs Bild gepaßt hat.
Und
weil die drei Herren beim Verlag Bärmeier & Nikel und dessen
frechem
Satire-Magazin "pardon" in Lohn und Brot standen, konnte aus dem
versammelten Jux zum Sex eine Schallplatte werden, die legendäre
PARDON-Platte Nr. 2. An der Realisierung der köstlichen Parodie auf die
verschwiemelte Pseudo- Aufklärung dieser Zeit haben sich damals als
Sprecher bekannte Größen wie u.a. Hans Timerding, Uwe Dallmeier
(1923-1985) und die süße Andrea Rau (die Sünde in Person) beteiligt.
Rau damals und später das Lieblings- Titelmädchen von "pardon",
erfüllte in den Jahren danach mit Filmen wie "Quartett im Bett", "Liebe
durch die Hintertür", "Komm nach Wien, ich zeig dir was", und "Frau
Wirtin bläst auch gern Trompete", sowie mit ihren ansehnlichen
Rundungen und Schmollmund das Vermächtnis der schonungslosen sexuellen
Aufklärung.
Nun
hat der Antje Kunstmann Verlag das Wagnis unternommen, dieses
Zeitdokument vom Staub der Jahrzehnte zu befreien und als wohlfeile CD
mit dem Original-Umschlag von F.K. Waechter wieder unter das erotisch
abgestumpfte Volk zu bringen. Und siehe da: nichts von der Komik der
damaligen Texte ist verloren gegangen. F.W. Bernstein sei hier mit den
Worten Robert Gernhardts aus dem Booklet zitiert: "Wir waren die
ersten! 1968 bereits (es war aber 1967, Anm.) beschrieben wir Erektion
und Befruchtung in einer derart handfesten Art, daß Woody Allen dem
nichts hinzuzufügen wusste, als er 1972 Was sie schon immer über Sex wissen wollten
machte." In der Tat, da hat der gute Woody heftig abgekupfert! Nochmal
mir F.W. Bernstein gesprochen: "Es war alles sehr gut. Besonders wenn
Anita P. das Chanson "Madeleine Madeleine" (in Nr. 9) vorträgt "...denn
frivoler geht´s nicht mehr...", und Conny Jackls Trompete
Zwischenbemerkungen macht, dann trägt´s uns auch heute noch leicht aus
der Kurve. "
Ein besonderes Schmankerl ist der Schlußgesang der drei Dichter mit den
besten erotischen Tiergedichten zur Melodie "Das Wandern ist des
Müllers Lust". Also anhören und amüsieren.
Foto im Text © 2005 Frank Becker
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Im Wunderland der Triebe
Ein tönender Sexreport
von
F.K. Waechter (1937-2005)
Lützel Jeman (d.i. Robert Gernhardt)
F.W. Bernstein (d.i. Fritz Weigle)
Sprecher:
Joachim Böse, Uwe Dallmeier, Karl Friedrich, Margret Gute, Heide Joram,
Hans Joachim Krietsch, Andrea Rau, Peter Schmitz, Hans Timerding
Gesang - Anita P.
Trompete - Conny Jackl
Gitarre - Peter Grzeschik
Regie - Volker Kühn
© 2006 Verlag Antje Kunstmann
Aufklärung in 11 Kapiteln zu den Themen:
- Das Wunder der Triebe ist uralt - Aufklärung tut uns not
- Fragen über Fragen
- Schluss mit Unwissenheit und
Unsicherheit
Gesamtzeit: 48:29
Weitere Informationen unter:
www.kunstmann.de
www.fw-bernstein.de
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