CD: Es weihnachtet wieder / Online Musik Magazin

Ein sehr hübsches Album erreicht uns gerade zur rechten Zeit aus dem schönen Kärnten, das zur Weihnachtszeit dem Vernehmen nach ein verschneites Paradies für Romantiker ist. Wer bisher nichts an den Feiertagen vor hat, kann vielleicht noch den Heiligen Abend mit wattigen Schneeflocken draußen und einem knisternden Kaminfeuer drinnen auf dem Almgasthof "Himmelbauer" (das klingt doch schon vielversprechend) im Maltatal verbringen. Für die stimmungsvolle Musik sorgt (von der CD) dann z.B. "The Christmas Band". "For You" hat das international besetzte Ensemble sein Weihnachtsalbum betitelt, schon das zweite, das die vielseitigen Musiker swingend und jazzig zusammengestellt haben.

Mit Frontfrau Caroline de Rooij gelingt hier alles, vom schellenklingenden "Sleigh Ride" mit Mario Vavtis wiehernder Posaune und die beim Kuß mit Santa Claus beobachtete Mommy, der Michael Erian die Flötentöne bläst und der Robi Jukič ein inspiriertes Solo am Baß widmet, über den durch Dean Martin zum Klassiker gewordenen Titel "Let It Snow" und Sinatras tränentreibendes "I´ll Be Home For Christmas" mit schönem gestopften Trompeten-Solo von Daniel Nösig bis zu all den ins Album aufgenommenen Traditionals aus Holland, Deutschland, Frankreich und Slowenien. Eine stimmungsvolle Sammlung von traditionellen und kommerziellen Weihnachtsmelodien - nicht kitschig überzuckert, sondern angenehm verzaubernd. Und falls sie wirklich noch vor dem Weihnachtstrubel fliehen wollen: Almgasthof Himmelbauer, Familie Schachner, Oberwolliggen, A-9821 Obervellach, Postfach 9821, Österreich, Tel.: +43(4782)2038, Fax: +43(4782)20383 www.tiscover.at/himmelbauer.

Mit ihren Musical-Erfolgen bekannt und allgegenwärtig geworden, tritt Angelika Milster hier mit einer tief innerlichen Weihnachtsplatte vor ihr Publikum. Stimmgewaltig und besinnlich zeigt sich die populäre Sängerin, die sich energisch für die Welthungerhilfe und notleidende Kinder in Ghana einsetzt, glaubhaft von einer anrührenden und bewegenden Seite.

15 Stücke, vom gefährlich nah am musikalischen Kitsch vorbei schrammenden " Ave Maria" von Bach/Gounod bis zur gemütvollen Schlittenfahrt Leroy Andersons ("Sleigh Ride", kennt jeder Radio-Hörer) hat sie mit Hilfe der Arrangements von Wieland Reissmann und Dietmar Mensinger und eines fabelhaften Orchesters unter André Bauer auf diese Platte gebannt. Eine bunte Mischung, die mit Matthias Claudius´ "Der Mond ist aufgegangen" (wer würde sich nicht mit Vergnügen an die Interpretation Martin Helds in "Rosen für den Staatsanwalt" erinnern) barockes Bedenken einbringt und mit Andrew Lloyd-Webbers "Wie soll ich ihn nur lieben" zu ihren Show-Wurzeln zurück führt.

Brahms´ "Wiegenlied" mit dem Text aus "Des Knaben Wunderhorn" schließt nach dem "Last Night of the Proms"-Klassiker "Jerusalem von Adams/Weatherly die Sammlung, die so recht für einen Abend unter der Normann-Tanne taugt - Gänsehaut und (willkommenes) Tränchen im Augenwinkel eingeschlossen. Ein Argument, jedoch nicht nur deshalb empfehlenswert, ist, daß Angelika Milster einen Teil des Erlöses für die einsetzt, die unsere Hilfe dringend - und nicht nur zu Weihnachten - brauchen: Kinder in Not.

Als am Heiligabend 1914 der Wahnsinn des 1. Weltkriegs an den französischen Fronten für einen Lidschlag innehielt, verbrüderten sich für wenige ergreifende Stunden die Männer, die mit unterschiedlicher nationaler Herkunft und dem Befehl losmarschiert waren, sich zum "Wohle" ihrer Nationen gegenseitig umzubringen. Es wird wohl nie jemals ein denkender Mensch wirklich begreifen, wieso sich Menschen in sinnlosen Kriegen abschlachten lassen, weil es scheinbar der Sicherheit ihres Landes dient.

Diese überlieferten Momente der Menschlichkeit im Strudel des Unmenschlichen hat Christian Carion in seinem jetzt in den Kinos angelaufenen Film "Merry Christmas" mit den Hauptdarstellern Diane Krüger, Guillaume Canet, Benno Fürmann, Dany Boon, Gary Lewis und Daniel Brühl dokumentiert und dramatisiert. Der Soundtrack zum Film ist auf einer CD zusammengefaßt, die wirklich so unter die Haut geht, wie es der Film tut. Da kann sich auch der äußerlich kühle Betrachter/Hörer nicht verweigern: Krieg ist nicht nur ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, sondern die größte Dummheit, die Menschen gegeneinander verüben können. Ihm zu wehren sind der Film und der wunderbare Soundtrack angetreten.

Es wird vermutlich nichts nützen, denn die Dummheit und Arroganz von Macht und Hegemoniestreben wird nie enden. Doch wer immer sich diesen Film anschaut und die zauberhafte, berührende Musik Mal um Mal hört, wird zu denen gehören, die all den Irrsinn forthin nicht mehr unterstützen werden uind können. Nicht mehr und nicht weniger wird das Ziel des Films und seiner Musik gewesen sein - sie haben es gewiß bei jedem erreicht, der das gesehen/gehört hat. Ein Kino-Besuch muß dringend empfohlen werden!

Swingende Weihnachtsgrüße aus Kärnten

Lieder zur Advents- und Weihnachtszeit

Ein bewegendes Wunder in der Christnacht

	CDs Jazz etc.