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Nureyev
Dancing through Darkness




Nachruf auf eine Legende

Von Stefan Schmöe

Rudolf Nurejew ist eine Tanzlegende. Vielleicht der bester Tänzer des 20. Jahrhunderts, sicher aber der schillerndste: Ein Mann aus der russischen Provinz (aufgewachsen in Ufa am Ural-Gebirge), Karriere am Petersburger Kirov-Theater, dann 1962 während einer Tournee der spektakuläre Wechsel auf die „andere Seite“, die westliche Welt mit der großen Karriere in London und Paris.

Theresa Griffith hat 1997 für die BBC den Dokumentarfilm Dancing through Darkness erstellt, der sich mit den letzten Lebensjahren des 1993 an AIDS verstorbenen Tänzers beschäftigt. Wirklich dokumentiert wird dabei aber eigentlich nichts, denn die Regisseurin hat viel mehr einen durchaus eindrucksvollen Nachruf auf Nurejew gedreht, der den Künstler verklärt und letztendlich allem Irdischen entrückt. Es gibt eine Reihe von Fakten, die allerdings in eine idealisierte Künstlerbiographie eingeordnet werden: So soll der kleine Rudolf sehnsüchtig den Zügen nachgeschaut haben, die ins große, aber weite Moskau gefahren sind. Nurejews Homosexualität wird angesprochen, die Kamera wagt sich sogar in ein zwielichtiges Etablissement, indem Nurejew vermutlich häufiger Gast war. Aber der Film versucht, ein geschlossenes Bild des großen Künstlers, der überaus beliebt, aber letztendlich immer einsam war und nur im Tanz ganz zu sich selbst fand, zu zeichnen.

Dieser in Ansätzen dem romantischen Künstlerbild verpflichtete Ansatz findet sich noch stärker in den Bildern wieder. Weggefährten Nurejews kommen zu Wort (der Tänzer Charles Jude ebenso wie der ehemalige Kultusminister Jack Lang), aber dazwischen sprechen die großen Bilder: Schneeverwehte russische Landschaften, Vögel, die vergoldeten Figuren der Pariser Oper. Dazu wird elegische Musik eingespielt. Nurejews Arzt erzählt nicht ohne Pathos davon, wie er den schon todkranken Künstler während der letzten Premiere, die Nurejew choreographiert hatte, in den Armen hielt: Das ist inhaltlich wie bildlich der Stoff, aus dem Legenden sind. Und unter diesem Gesichtspunkt ist Dancing through Darkness ein schöner und eindrucksvoller Film.

Enttäuscht wird sein, wer den Tänzer oder den Choreographen Nurejew sehen will: Vom Ballett selbst gibt es kaum Bilder, und wenn dann nur in sekundenlangen Ausschnitten. Nurejew wird nicht nur der Welt, sondern auch seinem irdischen Wirken entzogen. Ein Göttersohn, der die Erde kurz berührt hat und dem man sehnsüchtig nachschaut. Der deutsche Betrachter muss sich bei diesem englischsprachigen Film mit englischen, spanischen, portugiesischen oder japanischen Untertiteln zufrieden geben, und trotz der bescheidenen Lauflänge von gerade einmal 50 Minuten gibt es keinerlei „Bonus-Track“, die den Film (insbesondere mit Ausschnitten aus Nurejew-Balletten) doch sinnvoll hätten ergänzen können.


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Nureyev - Dancing through Darkness
Ein Film von Teresa Griffith
entstanden 1997
Dauer: 51 Minuten

© 1997 BBB und NVC Arts

1 DVD 7 0630 17420-2 0
Ton: Dolby Digital 2.0 Stereo
Lauflänge: 87 min.
Sprache: Englisch
Untertitel in Englisch, Spanisch,
Portugiesisch und Japanisch

Weitere Informationen unter:
www.warnerclassics.de




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