Klingende Opernführer

Vor einiger Zeit hat das unermüdlich ungewohnte Wege beschreibende Label Naxos begonnen, mit der Reihe „Classic explained“ (unser Bericht) eine Art klingenden Konzertführer – leider bisher nur in englischer Sprache - herauszugeben. Jetzt ist auch die Oper an der Reihe: Opera explained - An Introduction to… heißt die entsprechende Serie für die Highlights des Musiktheaters. Waren für Konzerte und Symphonien noch 2 CDs für ein Werk (das immerhin war dabei komplett eingespielt) vorgesehen, so muss sich hier eine Oper samt Einführung mit nur einer CD begnügen – knapp 80 Minuten Zeit also für Hintergrund, Inhalt, Kommentare zur Musik und Musikbeispiele. Der deutsche Hörer muss sich auch hier mit (gut verständlichem, von David Timson überdeutlich gesprochenem) Englisch begnügen.

Wir haben uns zwei Werkeinführungen angehört: Beethovens Fidelio und Mozarts Hochzeit des Figaro. Beiden Werken stellt Autor Thomson Smillie eine recht umfangreiche allgemeine Einführung in das Schaffen des Komponisten voran, stellt verschiedene kurze Musikbeispiele vor, aus denen die kompositorische Bandbreite Mozarts und Beethovens hervorgeht – bei ersterem mehr, um die verschiedenen Facetten zu zeigen, bei letzterem, um die Nähe des FidelioFinales zum Chorfinale der 9. Symphonie zu verdeutlichen. Überhaupt ist Smillie viel daran gelegen, Querverbindungen aufzuzeigen, auch das Politische der beiden Werke zu betonen. Das gelingt mit knappen Hinweisen auch recht gut, wie auch die (wenigen) Anekdoten nicht nur unterhalten, sondern bestimmte Aspekte hervorheben.

Die Einführungen richten sich an musikinteressierte Laien, die nicht oder bestenfalls flüchtig mit den Werken vertraut sind, und daher nimmt die Inhaltsangabe breiten Raum ein. Im Falle des Fidelio ist diese detailliert und ermöglicht es, fast jede Nummer kurz anzuspielen und die Personen angemessen zu gewichten. Ungleich problematischer gestaltet sich das Unterfangen mit dem doch viel komplexeren Figaro, dessen Handlung verworrener und daher erklärungsbedürftiger im Detail ist. Die Konzeption des ersten Finales wird zwar ausgiebig gelobt, in den sehr knappen Musikbeispielen lässt sich davon aber nichts darstellen.

Neugierig auf die komplette Oper macht diese Einführung trotzdem. Das liegt nicht zuletzt an der beim Hören gut nachvollziehbaren Begeisterung des Autors für sein Thema. Der unterhaltsame Tonfall, aber natürlich auch die guten Musikeinspielungen (Naxos bedient sich hauseigener Aufnahmen – vgl. unsere Besprechung des Fidelio) runden die Produktion ab, für die man ruhig seine Englischkenntnisse bemühen sollte.