CD: Numminens wüste, wilde Weihnachtsliedern / Online Musik Magazin

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M. A. Numminen singt
wüste, wilde Weihnachtslieder



Weihnachtsmusik im Kieksfalsett



Von Stefan Schmöe


„Heute kommt der Weihnachtsmann, ist das spannend, Mann oh Mann“: Die Familie wartet in freudiger Erwartung, aber der Fremde, der die Wohnung betritt, verteilt statt der erhofften gaben „für alle Popoklatsch“ und räumt die Wohnung leer. Mit besinnlicher Weihnachtsstimmung hat der finnische Musiker M(auri) A(antero) Numminen nichts am Hut. Da wird dem soeben verspeisten Ferkel eine in drastischen Farben gezeichnete Hommage gesungen wird oder im Liebeskummer der Weihnachtsbaum durch einen Galgenbaum ersetzt. Numminens Gesangstechnik wird mit dem vom Herausgeber gewählten Begriff „Kieksfalsett“ durchaus treffend gekennzeichnet, und mit seinem niedlichen (das ist hier nicht abwertend gemeint!) Akzent gewinnt der Finne selbst abgedroschenen Schlagern wie Jingle Bells, hier in der deutschen Version Glöckchen kling dargeboten, einen ironisch gebrochenen Reiz ab. Aber Numminen parodiert nicht (nur), sondern er und sein „Neorustikales Jazzorchester“ swingen in flotten Tanzrhythmen – der Schwung der Musik ist das tragende Element, dem sich die abgründigen Texte letztendlich unterordnen. Daher ist die rechtzeitig zum Fest bei Zweitausendeins erschienene CD „N. A. Numminen singt wüste, wilde Weihnachtslieder“ mehr als Blödelei: Eine wunderbar subversive Alternative zum traditionellen Weihnachtsliedrepertoire.

Ein ruhiges Weihnachtsfest („Totalfriede am Heiligen Abend“) ist für Numminen – so erläutert er die Entstehung der wüsten, wilden Weihnachtslieder im Booklet der CD - Ausdruck des Protestantismus. Katholische Weihnachten bedeuten für ihn dagegen ein fröhliches Fest mit Freunden, auf dem es ruhig derb zugehen darf: „Santa Claus ist einer von uns, der gerne feiert und rauft.“ Theologisch mag das stark vereinfacht und daher angreifbar sein, macht aber viel Freude. Der Billig-Versandhandel Zweitausendeins, bei dem seit je selbst der Verkauf von gutbürgerlicher Literatur und Musik wegen der Dumping-Preise einen aufklärerisch-anarchischen Unterton hat, leistet sich mit dieser CD eine Eigenproduktion, die begleitet wird von Numminens Roman Der Kneipenmann, Aufzeichnung einer umfangreichen Kneipentour quer durch Finnland, und einer weiteren CD des Künstlers: Numminens Vertonung von Ludwig Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus. Doch davon später mehr – erst einmal sollte man sich von Numminens wüsten, wilden Liedern jegliche Langeweile unter dem Christbaum austreiben lassen.


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Cover
M. A. Numminen singt wüste, wilde Weihnachtslieder

M. A. Numminen
Das Neorustikale Jazzorchester

erschienen bei Zweitausendeins

nur erhältlich in den Zweitausendeins-Läden
oder direkt über Zweitausendeins

von M. A. Numminen bei Zweitausendeins:

Der Kneipenmann, Roman

CD Tractatus logico-philosophicus
(Besprechung folgt)





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