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Krzysztof Penderecki:
Seven Gates of Jerusalem


Medium mit Macken

Sieht man sich die seit einiger Zeit anwachsende Auswahl an Video-DVDs im "Klassik"-Bereich an, so fällt schnell das Label Arthaus durch eine recht große Auswahl auch etwas ungewöhnlicherer Titel positiv auf. Nicht nur bei den Opern, auch in der Abteilung "Concert" sind Werke zu finden, die schon auf den gewohnten CDs nicht unbedingt zum Standardrepertoire gehören.

Eines dieser Stücke ist sicher auch Krzysztof Pendereckis siebte Symphonie, Seven Gates of Jerusalem, ein groß angelegtes Werk für Soli, Chor und Orchester mit Texten aus dem Alten Testament. Zu hören und zu sehen ist in diesem Fall ein Livekonzert unter Leitung des Komponisten. Dieser ist löst seine Aufgabe souverän, doch trotz optischer Unterstützung will eine spannende Atmosphäre nicht immer aufkommen. Positiv fallen das homogene Solistenensemble und das engagiert spielende Orchester auf. Optisch interessant ist vor allem das Schlagzeug, das unter anderem das neue und noch seltene Tubaphon mit einschließt. Der Chor kann da leider nicht immer mithalten; so wirken zum Beispiel die Staccato-Einsätze im fünften Satz ziemlich lasch und blockhafte Passagen wie in den Randsätzen bröckeln manchmal in der Höhe etwas weg. Diese eigentlich kleineren Macken fallen durch die zusätzlische Sichtbarkeit natürlich noch mehr auf.

Kameraführung und Schnitt wirken konventionell, aber solide gemacht. Leider bietet der Saal des Auditorium Debussy in Cannes nicht so viele Möglichkeiten einer verteilten Aufstellung von Chor und Orchester, was die Aufnahme sowohl optisch als auch akustisch interessanter gemacht hätte, schließlich handelt es sich um eine Mehrkanaltonaufnahme im Format Dolby Digital 5.1. Ein Manko, das auch der Komponist, neben der trockenen Akustik, im Interview bemängelt - warum wählt man also gerade dieses Konzert für die DVD?

Wirklich ärgerlich ist aber die Behandlung der verschiedenen Untertitel (mal abgesehen davon, dass ich nur die NTSC-Version in Englisch und Japanisch zur Verfügung hatte). Ganz informativ sind noch Pendereckis Kommentare, die einen eigenen Bereich bekommen. Daneben gibt es Übersetzungen der Gesangs- und Sprechtexte. Hier wäre doch wohl auch Platz gewesen, den lateinischen bzw. hebräischen Originaltext anzuzeigen, den man ansonsten nur in den Noten erraten kann. Diese stark übertrieben "Score plus" genannten bildschirmfüllenden Untertitel sind in der Tat kaum für irgendetwas zu gebrauchen. Die Orchesterstimmen sind aus Platzgründen zu einem Klavierauszug zusammengefasst, so dass interessante Details z.B. der Instrumentation wegfallen. Trotzdem wird das Ganze oft noch so klein, dass weder Noten noch der Text der Gesangsstimmen zu lesen sind. Schuld ist hier aber vor allem die Verwendung einer handgeschriebenen Vorlage, die dazu noch mit einer unglaublich schlechten Auflösung gescannt wurde. Sicher sind dem Speicherbedarf von Untertitlen durch ihren geringen Anteil an der Übertragungsrate Grenzen gesetzt, aber eine solche Kompromissl&oumlsung wirkt dann doch eher peinlich.

Neben dem eigentlichen Konzertmitschnitt enthät die DVD noch Interviews und einen Dokumentarfilm. Hier erfährt man einiges aus Pendereckis Leben, sieht seine ehemaligen und gegenwärtigen Wirkungsstätten und trifft einige seiner Freunde und Bekannten - mit etwas detektivschem Geschick lässt sich auch herausfinden, um wen es sich denn eigentlich handelt. Alles in allem bietet der Film aber einen guten Überblick über Pendereckis musikalisches Schaffen, indem immer wieder auf Ausschnitte aus zentralen Werken Bezug genommen wird.

Insgesamt gesehen scheint mir das Medium DVD hier nicht optimal gewählt. Die Kombination eines Musikwerkes mit zusätzlichem audiovisuellen Material ist sicher interessant. Andererseits ist, abgesehen von den noch nicht so gut gelösten Details, eine Videoversion bei einem nicht-szenischen Stück auch nicht wirklich notwendig. Ich jedenfalls hätte mir lieber für den halben Preis eine CD gekauft und den Film im Fernsehen gesehen. Penderecki selbst erwähnt im übrigen im Interview eine Einspielung bei Wergo, und nicht, wie der englische Untertitel glauben machen möchte, bei "Verdo" - aber das ist natürlich auch eine Art, mit der Konkurrenz umzugehen.


Von Bileam Kümper

Cover

Krzysztof Penderecki (geb. 1933):

Seven Gates of Jerusalem
Symphonie Nr.7



Bozena Harasimowicz-Hass, Sopran
Izabella Klosinka, Sopran
Agnieszka Rehlis, Mezzosopran
Adam Zdunikowski, Tenor
Romuald Tesarowicz, Bass
Boris Carmeli, Sprecher

Penderecki Festival Orchestra
Philharmonischer Chor Warschau

Krzysztof Penderecki, Leitung

aufgenommen live in Cannes
am 24.1.2000

Spieldauer 140 Min.
Tracks 26
Sprache Deutsch, Englisch
Untertitel
Deutsch, Englisch,
Französisch, Niederländisch
Inhalt Dokumentarfilm,
Interviews
"Score plus"

Arthaus Musik
100 008 (PAL) 100 009 (NTSC)
www.arthaus-video.de




Da capo al Fine

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